Andacht zum Juni 2025

Kamelienblüte

Liebe Gemeinde,
es ist soweit – alles blüht.
Die Bäume schlagen aus, die Wiesen tragen Farbe und überall sind Gänse-
blümchen. Der Blauregen ziert Mauerfassaden, der gelbe Raps mischt sich unter die Weinberge, selbst der Löwenzahn macht sich breit – sehr zum Leidwesen
vieler Gartenbesitzer.
Man merkt: Die Sonne gibt sich Mühe. Der Same will gedeihen. In Neustadt
ist längst Frühling – bald schon wieder Sommer. Sichtbar, greifbar, fast
aufdringlich.
Und doch kenne ich dieses seltsame Gefühl: draußen das Erwachen – drinnen noch der Schlaf. Die Zeit rast. Die Gedanken auch. Und oft kommen sie nicht hinterher – in diesem Land der Dichter und Denker, wo manchmal mehr gedacht wird als gedichtet. Zwischen To-do-Listen für die Arbeit, Arztterminen,
Familienpflichten. Manchmal bleibt da kein Raum zum Blühen.
Vielleicht kennen Sie das auch.
Es gibt Zeiten, da scheint das Leben um uns herum in Bewegung – und man selbst bleibt stehen. Vielleicht vor einer Kamelie, die so kurz erblüht und gleich wieder vergeht. Vielleicht beim Mandel-blütenfest, das kaum begonnen hat und schon  wieder Abschied nimmt. Dann fühlt es sich an, als hinke man dem eigenen Frühling hinterher.
Denn es gibt auch in uns Knospen, die zögern. Nicht jede Blüte will sofort ans Licht.
Manche reift im Verborgenen. Manche trägt ihre Kraft erst ganz behutsam zusammen, bevor sie sich zeigt – wenn überhaupt.
Am meisten tut sie das, wenn wir selbst annehmen, dass wir nicht nur denken, sondern auch dichten dürfen. Ich vergleiche das Denken mit Beton – schwer, grau, praktisch, solide. Aber eben nicht schön. Er schafft komplexe und feste Anlagen, aber sie können auch erschlagen(d wirken).
Das Dichten hingegen ähnelt eher den Blumen, die kommen und gehen. Dem
rötlichen Sandstein vieler Gebäude hier ringsum, der sich verändert mit der Zeit, wie Beziehungen, die da waren und die, die wir noch pflegen – in all ihren
feinen Dynamiken.
Da kommt das Herz zur Ruhe. Das Gemüt auch - wenn wir es zulassen.
Liebe Gemeinde, es ist Frühling.
Kommen Sie mit? Mit der Sonne? Den Knospen, die kommen und gehen?
Mit der Luft zum Atmen, dem sanften Wind, der eine Weide zum Singen bringt?
Mit den Falten eines Lächelns – von einem geliebten Menschen, der da ist oder einmal da war?
Mit dem Geschmack des Salzes und des Wassers in einer Träne?

Es ist alles in uns gelegt.
Es ist uns alles gegeben.
Wir haben alles, was wir brauchen.

Kommen Sie mit?
Ihr Pfarrer Lorenzo Cassola

 

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